Zeltbegasung von Gebäuden
Gebäudebegasung am Beispiel des Junker-Jonas-Schlössle in Götzis/Österreich
Staunend beobachteten vorbeigehende Passanten wie die Begasungstechniker das Schlössle mit seinen ca. 3000 Kubikmeter Raumvolumen in farbenprächtige Begasungszelte nach "Christo-Manier" verpackten. Die PlanungsphaseIm April 2001 erfolgte durch den Geschäftsführer der Binker Materialschutz, Herrn Dr. rer. nat. Gerhard Binker, eine Objektbegehung des im Jahre 1584 erbauten Schlössle mit dem zuständigen Architekten, Herrn Magister Hugo Purtscher. "Während der Besichtigung stellten wir aktiven Befall durch den Gewöhnlichen Nagekäfer an vielen Holzteilen der historischen Decken über dem Erd-, dem 1. und dem 2. Obergeschoß fest", erklärte Dr. Binker. Da wegen möglicher Trocknungs- und Hitzeschäden an den historischen Holzkassettendecken ein Heißluftverfahren aus denkmalpflegerischer Sicht ebensowenig in Frage kam wie eine Behandlung mit flüssigen Kontaktinsektiziden, entschied man sich für eine Begasung unter Verwendung des Begasungsmittels Altarion®-Vikane® (Wirkstoff: Sulfuryldifluorid), welches seit 1993 bereits von Binker für Kunstgutbegasungen erfolgreich eingesetzt wird. Das GasSulfuryldifluorid ist hochwirksam, farblos, nicht brennbar, geruchlos und ungefähr 3,5x schwerer als Luft. Durch den extrem niedrigen Siedepunkt von - 55 °C besteht keine Gefahr der Kondensation an kalten Oberflächen und eine hohe Mobilität der Gasmoleküle ist gewährleistet. Der Einsatz von Wärmetauschern ist nicht notwendig. Sulfuryldifluorid wird in ca. 80 kg schweren Stahlflaschen verflüssigt ausgeliefert mit einer Reinheit von über 99,9 %. Eventl. noch vorhandene Verunreinigungen im Rohgas werden vor der Einleitung in den zu begasenden Raum über ein patentiertes Filtersystem geleitet, so daß zur Begasung nur gereinigtes und säurefreies Sulfurylfluorid-Gas zur Verfügung steht. |
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Die TechnikFür die Abdichtung gegen Gasverluste mußte das gesamte Gebäude in Spezialfolien verpackt werden. Die einzelnen Zeltplanen wurden eingerollt, gefalzt und mit Spezialklammern wind- und sturmfest geschlossen. Die Abdichtung zum Boden hin erfolgte mit mehreren Lagen Sandschlangen. Im Inneren des zu begasenden Objektes wurden Gasmessleitungen installiert, die ins Freie geführt wurden, damit die Innenraumgaskonzentration vom Freien aus gemessen werden konnte. Es wurden Ventilatoren zur gleichmäßigen Verteilung des Gases aufgestellt. Die Gaseinleitung erfolgte von außerhalb des begasten Bereiches über Schlauchleitungen. Nach der Eingasung wurde das Gebäude auf eventuelle Gasleckagen hin überprüft. Die Begasung wurde meß- und sicherheitstechnisch über den Zeitraum der Einwirkung von ca. 3 Tagen überwacht. Bei Beendigung der Begasung wurde das Gas mittels einer Absauganlage kontrolliert abgesaugt. |
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Weitere Beispiele durchgeführter Zeltbegasungen: |
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Kath. Filialkirche GebertshofenBefall durch Hausbock im Dachstuhl sowie Befall durch Gewöhnlichen Nagekäfer im Kircheninnenraum an den Holzbalkendecken machten diese Begasung der gesamten Kirche erforderlich. |
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Volkskundemuseum OberschönenfeldDas Beispiel demonstriert wunderbar, dass selbst Gebäude mit einer Außenlänge von über 30 Metern problemlos eingehaust werden können. Es wurden sowohl die Dachkonstruktion als auch die Museumsexponate gegen Wurmbefall begast. |
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Apollo-Tempel NürnbergIn Zentrumsnähe, mitten im Erholungspark Cramer Klett, liegt der Apollo-Tempel. An den Holzteilen der Kuppel, die rauminnenseitig wertvoll verstuckt ist, fand sich Lebendbefall durch den Trotzkopf, einem Faulholzinsekt. Nachdem die Befallsbereiche weder für ein Heißluftverfahren noch für die Anwendung flüssiger Bekämpfungspräparate zugänglich waren, wurde das gesamte historisch wertvolle Gebäude in gasdichte Spezialplanen verpackt und im Altarion-Viklean-Verfahren rückstandsfrei über einen Zeitraum von 3 Tagen begast. |