Quarantänebegasungen
Gefahr für Bäume durch einen neuen importierten Bockkäfer aus Asien:
Ein exotischer Bockkäfer, der „Asian Longhorned Beetle" (Anoplophora glabripennis, Motschulsky) verursacht seit seiner Einschleppung aus Asien massive Schäden an Laubbäumen. Bei Routinekontrollen von Verpackungsmaterial aus Holz, von Kisten oder Paletten, vor allem in Containern aus dem asiatischen Raum konnte dieser „Asiatische Laubholzkäfer" mehrfach gefunden werden. Bei Verdacht von Befall in Fracht- und Seecontainern müssen diese vor der Entladung durch eine Quarantänebegasung begast werden.
Foto: Asiatischer Laubholzkäfer auf Ahorn
Der Erstfund dieses Neozoons (Neozoon = tierische Art, die sich ohne oder mit menschlicher Einflussnahme in einem Gebiet etabliert hat, in dem sie zuvor nicht heimisch war) für Europa war ein Befall in Österreich in Braunau/Inn.
Seit 2004 wurden auch drei Befallsfälle in Deutschland beobachtet: 2004 bei Neukirchen am Inn (Landkreis Passau), 2005 in Bornheim bei Bonn (NRW) und 2012 in Weil am Rhein (BW). Darüber hinaus gibt es in Europa Befallsflächen in eben Österreich, den Niederlanden und der Schweiz. Die Heimat dieses Schädlings ist Südost-Asien, wie Korea, Taiwan, wobei sein ursprüngliches Hauptverbreitungsgebiet in China liegt.
Foto: Täglich treffen Container aus Asien ein. Stichpunktartige Inspektionen auf Quarantäneschädlinge sind erforderlich
Betroffene Baumarten: Pappelarten, vor allem P.nigra, P.deltoides.; Weide, Ahorn , Erle, Mehlbeere, Platane, Kirsche, Birne, Robinie, Sasa, Sophora, Ulme, Rosskastanie, Birke, Esche, Tulpenbaum, Apfelbäume
Entgegen den Gewohnheiten der meisten anderen Bockkäfer, die geschwächtes oder totes Material für die Eiablage suchen, befällt der „Asian Longhorned Beetle" völlig gesunde Bäume. Durch den Larvenfraß kommt es zum Absterben von Kronenteilen, Bruchgefährdung und Absterben von Bäumen. |
Biologie des Asiatischen Laubholzkäfers: Die erwachsenen Käfer schlüpfen zwischen Mai und August, in wärmeren Gebieten bis Oktober und vollführen vorerst einen Reifungsfraß in den Baumkronen. Anschließend erfolgen nach der Kopulation die Eiablagen in Rindenspalten und -schlitzen oder eingeritzten Taschen an Astgabeln/Astverzweigungsstellen oder bei schwächeren Bäumen über den Stamm, meist ostseitig, verteilt. Die weiblichen Käfer leben gewöhnlich bis zu 2 Monate und legen ca. 30 Eier. Nach ca. 7-17 Tage entwickelt sich das Ei zur Larve. Die Larven fressen zuerst unter der Rinde (Kambialgewebe). Dann dringen sie ab dem 3. Larvenstadium ins Holz ein. Dort fertigen sie Bohrgänge mit einem Durchmesser von bis zu 10 mm an, die auch eine beachtliche Länge erreichen können. Die Larven überwintern im „Isolator" Holz.
Im Frühjahr erfolgt die Verpuppung. Der Gang vor der Puppenwiege wird mit groben Holzspänen verstopft (Holzgenagsel). Je nach den klimatischen Bedingungen und Eiablage kann die Entwicklung 1-2 Jahren dauern.
Foto: Puppe des Asian Longhorned Beetle
Erkennungsmerkmale und Schadenssymptome: Der erwachsene Käfer mit schwarzweißen Fühlern ist ca. 20-35mm lang, glänzend schwarz mit etwa 20 unregelmäßig verteilten weißen Flecken. Erste Anzeichen für einen Befall sind Exsudataustritt (Saftfluss, Absonderung) an den Eiablagestellen, später grobspäniger Bohrspäneauswurf durch den Larvenfraß. Das Bohrmehl findet sich am Stammfuß oder an Rindenschadstellen. Das Exsudat lockt Wespen und Hornissen an. Die ausschlüpfenden Käfer hinterlassen 10-12mm große, kreisförmige Ausfluglöcher. Die Larven haben 11 Stadien und werden bis zu 5cm lang und 1cm dick, sie haben keine Beine, sind cremefarben und mit hellbrauner Stirnplatte.
Foto: Fluglöcher des Asiatischen Laubholzkäfers
Durch den Minierfraß der Larven werden Kambium, Phloem und Xylemteile zerstört. Welkesymptome und Vitalitätsschwächungssymptome (schüttere Belaubung, Blattvergilbung) treten bei starkem Befall und oft erst gegen Ende der Entwicklung auf. In der Folge sterben die betroffenen Baumteile, später auch der gesamte Baum ab. Bitte melden Sie jeden Verdacht eines Befalls durch den Asiatischen Laubholzbockkäfer in Bayern der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Pflanzenschutz, Tel.: 0049 8161 / 715 715 E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! |
Die Käfer fliegen Juni-Ende September/Oktober mit Schwärmhöhepunkt im Juli. Die Käfer sind aber keine guten Flieger, können jedoch durchaus einige Hundert Meter auch ohne größere Windunterstützung zurücklegen.
Foto: Fraßgänge im Laubholz mit Käferimagines des Asiatischen Laubholzkäfers
Foto: Gefährlich: Der Asian Longhorned Beetle: Vorderansicht des Kopfes
Bekämpfung: Hat der Käfer bereits im Freiland Bäume befallen, ist die einzige Bekämpfungsmöglichkeit die Vernichtung aller befallenen Bäume, da sowohl eine chemische Behandlung als auch der Einsatz von Pheromonfallen (Monitoring) bisher keinen Erfolg bringt. Das gefällte Holz muss vor Ort gehäckselt und sofort verbrannt werden. Eine Lagerung des Holzes ist nicht zulässig, da weiterhin Käfer aus dem Holz schlüpfen und andere Bäume befallen könnten.
Foto: Container stehen auf unserem Betriebsgelände bereit für eine Quarantänebegasung
Da der Käfer meist in Verpackungsholz aus Asien eingeschleppt wird, gilt deshalb seit einigen Jahren der IPPC-Standard ISPM Nr. 15 bei der Einfuhr von Verpackungsholz. Das Holz muss entweder im Holzkern auf eine Temperatur von 56 Grad Celsius für 30 Minuten erhitzt (Heißluftverfahren) oder begast (Begasung) worden sein.
Foto: Hitzebehandlungskammer gegen Quarantäneschädlinge
Oft wird seitens der Pflanzenschutz-Behörden eine Begasung mit Profume (Sulfuryldifluorid bzw. Sulfurylfluorid) wegen der schnellen und unproblematischen Anwendung angeordnet.
Foto: Quarantänebegasung gegen den Asian Longhorned Beetle mit dem Begasungsmittel „Profume"