Bettwanzenbekämpfung
Bettwanzen-Populationen nehmen in den letzten Jahren verstärkt vor allem in Hotels und Jugendherbergen zu. Verantwortlich hierfür sind in erster Linie die hohe Frequentierung und die weltweite Globalisierung mit dadurch verbundenem "Einreiseverkehr" aus wärmeren Kontinenten und geologischen Zonen. Von uns werden ein spezielles Monitoring gegen Bettwanzen und maßgeschneiderte nachfolgende Wärmebehandlungen angeboten.
Beschreibung und Merkmale der Bettwanze
Die Bettwanze (Cimex lectularius) ist eine Wanze aus der Familie der Plattwanzen (Cimicidae). Diese sind darauf spezialisiert, in den Schlafplätzen von homoiothermen (gleichwarmen) Lebewesen - vor allem Menschen - zu leben und sich von deren Blut zu ernähren. Bettwanzen sind Zivilisationsfolger und gelten als klassische Parasiten.
Foto: Auf der menschlichen Haut saugende Bettwanze bei der Blutmahlzeit
Die erwachsenen Tiere sind nur papierdünn und erreichen Körperlängen zwischen 3,8 und 5,5 Millimeter, im vollgesogenen Zustand bis zu 9 Millimeter. Die Wanzen sind behaart und von rotbrauner Farbe. Die Hinterflügel fehlen völlig; die Vorderflügel sind zu kleinen Schuppen zurückgebildet. Der Halsschild ist vorne halbkreisförmig ausgeschnitten. Die Facettenaugen sind sehr klein, Punktaugen (Ocellen) fehlen.
Vorkommen und Verbreitung
Die Bettwanze ist ein Kosmopolit. Bettwanzen sind weitgehend an den Menschen und die ihn umgebenden Tiere gebunden. Sie leben in Städten, zum Teil in Wohnungen und Hotelzimmern. Insbesondere wenn diese an die Brutplätze verwilderter Tauben angrenzen. Ferner halten sie sich in Ställen sowie in Säugerbauten und Vogelbruthöhlen im Freiland auf.
Ernährung
Bettwanzen sind Blutsauger und suchen ihre Nahrung beim Menschen, an Haustieren, Fledermäusen und Vögeln. Sie sind nachtaktiv. Sie halten sich tagsüber in trockenen, spaltenförmigen Verstecken auf. Mittels Geruchsstoffen (Aggregationspheromone), die den Wehrdrüsen entstammen, locken sie sich gegenseitig an und bilden größere Ansammlungen. Erwachsene Tiere sind relativ unempfindlich gegen Kälte und können bis zu 40 Wochen ohne Nahrung auskommen. Sie erzeugen bei Beunruhigung einen süßen Geruch, der als Alarm-Pheromon ein fluchtartiges Zerstreuen der Wanzenansammlungen bewirkt. Die Wanze benötigt bis zu zehn Minuten, um ihre Nahrung aufzunehmen, deren Menge bis zum Siebenfachen des Ausgangsgewichts des Insekts gehen kann.
Foto: Die menschliche Haut abtastende Bettwanze
Fortpflanzung/ Paarung
Wie bei allen Arten der Familie Plattwanzen erfolgt die Paarung der Bettwanzen in außergewöhnlicher Weise. Das Weibchen wird gewissermaßen vom Männchen überfallen, wobei es von rechts hinten an das Weibchen herankriecht und es sofort begattet. Ein vorheriges Werbeverhalten wurde bislang nicht beobachtet.
Die Weibchen der Bettwanzen verfügen wie alle Plattwanzen auf der Bauchseite unter der Haut über ein spezielles Organ ohne Öffnung nach außen, das Ribagasche Organ (engl.: spermalege). Dieses taschenförmige, von außen als kleine Schwellung sichtbare Organ liegt zwischen dem 4. und 5. Sternit und dient während der Begattung allein der Spermienaufnahme und nicht als eine Geschlechtsöffnung. Die Männchen, in der Regel zielgeführt durch dieses weibliche Organ, führen über ein hakenförmiges Kopulationsorgan (Aedeagus) nach Durchstechen der Haut an dieser Stelle die Spermien in die Tasche ein. Ein derartiger Begattungsablauf, der gelegentlich auch mit einem Durchstechen der Weibchenhaut an beliebiger Stelle des Abdomens verbunden ist, wird als "traumatische Insemination" bezeichnet. Anschließend gelangen die Spermien über die Hämolymphe der Leibeshöhle zunächst in die Receptaculum seminis, welche sich nahe der Ovarien befinden, und befruchten schließlich die Eier.
Fortpflanzung/Eiablage
Jedes Weibchen legt durch eine Geschlechtsöffnung, die allein für die Eiablage benutzt wird, etwa ein bis zwölf Eier täglich und während seiner Lebenszeit etwa 200. Sie werden auf raue Oberflächen an Raststellen der Tiere, also an versteckten Orten wie beispielsweise in Möbelritzen, hinter Bildern, Tapeten, in Steckdosen, an Kleidung oder Gardinen, in Bettgestellen, Matratzen oder deren Nähten, geklebt und enthalten bei der Ablage bereits mehr oder weniger weit entwickelte Embryonen.
Foto: Verschiedene Stadien der Bettwanzen auf Textilien
Aus den Eiern schlüpfen innerhalb von 14 Tagen die Larven, die sich in etwa sechs Wochen über fünf Stadien zum adulten Insekt entwickeln. Die Larve der Bettwanze ist dem erwachsenen Tier in der Form, aber nicht in der Farbe ähnlich. Die Larven müssen in jedem der fünf Entwicklungsstadien mindestens einmal Blut saugen. Das Wärmebedürfnis ist vergleichsweise hoch, unter 13 bis 15°C findet keine Entwicklung mehr statt.
Foto: Von Bettwanzen stark frequentierter Bettkasten
Medizinische Bedeutung
Der Speichel der Bettwanze ruft bei den meisten Menschen für länger als eine Woche sehr starken Juckreiz hervor. Wegen anästhetisierender Wirkstoffe im Speichel wird der Stich aber nicht sofort bemerkt. Bei empfindlicheren Menschen kann es zu großflächigen Hautentzündungen, Unbehagen und Sehstörungen kommen. Wanzen werden nur selten und nur bei gezielter Suche entdeckt; jedoch herrscht in von Wanzen stark befallenen Zimmern oftmals ein charakteristischer, süßlicher Geruch.
Insgesamt wurden schon 28 verschiedene Krankheitserreger in den Bettwanzen nachgewiesen, unter anderem auch das Hepatitis-B-, das Hepatitis-C- und das HI-Virus. Insbesondere gelten Wanzen als Überträger des Q-Fiebers. Für eine Übertragung von Hepatitis B, Hepatitis C und HIV fehlen jedoch wissenschaftliche Belege.
Fotos: Wanzenstiche auf menschlicher Haut
Eine Infektion, insbesondere mit Hepatitis B, ist allerdings nicht auszuschließen. Da sich das Hepatitis-B-Virus jedoch nicht in der Wanze vermehrt, könnte es nur auf mechanischem Wege weitergegeben werden. Drei Übertragungswege sind denkbar: Töten der Tiere durch Zerquetschen mit der Hand, Kontakt mit den tierischen Ausscheidungen und Unterbrechung des Saugvorganges, bei der halbverdautes Material wieder herausgewürgt werden kann.
Bekämpfung
Insektizid-Einsatz sollte in jedem Falle einem Fachmann, d.h. einem Schädlingsbekämpfer, überlassen werden. Der Insektizideinsatz führt aber selten zu einer vollständigen Befallstilgung, da die Chemikalien nicht in alle Verstecke vordringen. Ein weiterer Grund hierfür könnte sein, dass die Bettwanzen schon eine Resistenz gegen die Insektizide entwickelt haben.
Eine sehr erfolgreiche Methode ist, mit unseren speziellen Wärmeöfen die Zimmertemperatur während eineinhalb Tagen auf ca. 55°C materialschonend zu erhöhen (Wärmeentwesung).
Foto: Wärmeentwesungsofen gegen Bettwanzen
Bei dieser Temperatur sterben die Tiere und ihre Eier ab. Schwierig ist hierbei, die Bettwanzen in den Rückzugsgebieten (Verstecken) abzutöten. Oftmals dringt die Hitze nicht in die Spalten und Ritzen zu den versteckten Bettwanzen vollständig vor.
In sehr hartnäckigen Fällen muss dann eine Bekämpfung im sogenannten Zeltbegasungsverfahren (Zeltbegasung von Gebäuden) erfolgen. Hierbei werden die befallenen Gebäude teilweise oder ganz in eine hinreichend gasdichte Zelthülle eingehaust und im Altarion Viklean® Verfahren begast. Das Begasungsmittel dringt dabei in alle Ritzen und Spalten bis zu den verstecktesten Bettwanzen vor, --wie auch der Luftsauerstoff, den die Bettwanzen ja auch zum Leben benötigen.
Foto: Zeltbegasung eines gesamten Gebäudes gegen Bettwanzen
Literatur
1. Klaus Reinhardt, Michael T. Siva-Jothy: Biology of the Bed Bugs (Cimicidae).
In: Annual Review of Entomology, Januar 2007, Vol.: 52, S. 351-74
2. Cornelia Dick-Pfaff, "Für Bettwanzen kein Nebel des Grauens"
In: DpS 7-8, 2012, Seite 6
3. www.wikipedia.de