Schädlinge bekämpfen im Stift Admont
Die größte Klosterbibliothek der Welt wird begast!
Insektenbefall durch insbesondere Dermestiden (Speckkäfer = Museumsschädlinge) bedrohte die als "Achtes Weltwunder" bezeichnete Stiftsbibliothek und ihren wertvollen und einmaligen Buchbestand. Aber auch Brotkäfer, Teppichkäfer und der Holzwurm (Gewöhnlicher Nagekäfer) konnten dort gesichtet werden.
Das Benediktinerstift St. Blasius Admont liegt in der Marktgemeinde Admont in Österreich. Die Abtei wurde im Jahre 1074 von Erzbischof Gebhard von Salzburg gegründet. Sie ist damit das älteste bestehende Kloster in der Steiermark und am Nationalpark Gesäuse gelegen.
Der Architekt Josef Hueber (1717-1787) entwarf einen von sieben Kuppeln überwölbten Bibliothekraum mit genialer Dreigliederung. Über 60 Fenster erzeugen mit den weiß-goldenen Bücherschränken eine außergewöhnliche Helligkeit. Mit einer Länge von 70 m, 14 m Breite und circa 13 m Höhe ist die Klosterbibliothek weltweit der größte klösterliche Büchersaal. Der Saal beherbergt ca. 70.000 Bände.
Die Bände waren von verschiedenen Museumsschädlingen befallen, wie Speckkäfer, Brotkäfer, Teppichkäfer und dem Holzwurm.
Zur Vermeidung weiterer Substanzschäden waren geeignete Gegenmaßnahmen gegen die Eindringlinge, wie eierlegende Käfer, behaarte und gefräßige Larven zwingend erforderlich.
Alle Lebensstadien der Museumsschädlinge (Käfer, Larven, Puppen und Eier bzw. Brut) mussten deshalb vollständig bekämpft werden, ohne dass der wertvollen Bibliothek, den Büchern und Bänden, Skulpturen und Fresken mit ihren vielen Legierungen und Farben Schaden zugefügt wird- und ohne dass chemische Rückstände oder Gasreste für Besucher und Nutzer zurückbleiben. Deshalb wurde jetzt eine professionelle Präzisionsbegasung im Altarion-Viklean®-Verfahren von der Fa. Binker Materialschutz GmbH durchgeführt. Den Schädlingen rückte man also mit einem alles durchdringenden Gas zu Leibe.
Hierbei wird das eingesetzte handelsübliche Begasungsmittel "Vikane®" nochmals direkt vor Ort mittels patentierter Filterstufen von jeglichen fabrikmäßigen Verunreinigungen, wie Säuren, gereinigt. Damit werden Korrosionen oder unerwünschte Reaktionen an allen begasten Kunstgütern und Baumaterialien sowie an deren Oberflächen sicher ausgeschlossen.
Zuvor wurden die mehr als 60 Fenster sowie Türen und sonstige Öffnungen sehr sorgfältig gasdicht gegen das Entweichen des Gases mit speziellen Gassperrfolien versiegelt.
Die hinreichende Dichtigkeit wurde vom Kammerjäger und Begasungsleiter der Fa. Binker Materialschutz GmbH, Hans Brütting und seiner Begasungscrew (Uwe Rascher, Jürgen Grembler), mittels eines Dichtigkeitstests überprüft. Zusätzlich wurden zur Wirksamkeitskontrolle der Begasung Testinsekten in genormten Holzklötzen in die zu begasenden Bibliothekssäle ausgelegt.
Damit auch während der Gaseinwirkzeit stets genügend Begasungsmittel auf die Schädlinge einwirken konnte, erfolgten regelmäßig Konzentrationsmessungen über vorher in der Bibliothek verlegte Messleitungen. Die Messwerte zur Präzisionsbegasung wertete der Physiker Dr. Georg Fröba in der Rechenzentrale der Fa. Binker Materialschutz GmbH mit einem eigens entwickelten Computerprogramm aus. Nach wenigen Tagen Einwirkzeit wurden die begasten Bibliotheksräume dann wieder kontrolliert belüftet und nach Gasspürmessungen mit hochempfindlichen Messgeräten schließlich zum gefahrlosen Wiederbetreten der Öffentlichkeit freigegeben.
Die Bibliotheksverwaltung installierte jetzt auch ein von der Fa. Binker Materialschutz GmbH angebotenes Pheromonfallen- und Lockstoffmonitoring, um zukünftig rechtzeitig neuen Schädlingsbefall zu vermeiden und vorzubeugen. Bei einem dieser neuentwickelten Monitoringsysteme kriechen die Larven der Schädlinge, wie Museums- und Teppichkäfer, angelockt von einem Fraßköder in die Öffnungen eines Lockstoffbehälters, verweilen und fressen darin. Dabei nehmen sie an Umfang zu und müssen sich häuten. Die Häute verbleiben im Behälter und bei der regelmäßigen Inspektion vieler in der Bibliothek ausgelegter Behälter durch den Bibliothekar werden die Häute sofort erkannt und der Befall in der Bibliothek wird sichtbar (Monitoring). Auch kann jetzt der Befallsumfang abgeschätzt werden. So lassen sich innerhalb der Bibliothek die Befallsherde eingrenzen. Dies ist vor allem im Anfangsstadium eines Befalls wichtig, damit der Befall sich nicht etabliert.