Zweifarbige Wegameise
Die Zweifarbige Wegameise, auch Rotrückige Hausameise genannt, (Lasius emarginatus, Olivier 1792) gehört zur Unterfamilie der Formicinae (Schuppenameisen).
Foto: Lasius emarginatus bei der Trophobiose: die mutualistische Beziehung zwischen Ameisen (Formicidae) und Blattläusen
Die thermophile Ameise Lasius emarginatus bevorzugt Wärme und Trockenheit und ist extrem flink. Man sagt: Diese Art hätte von allen Lasius-Arten die beste optische Orientierung, schnellste Rekrutierung und höchste Laufgeschwindigkeit. Ihr rotgelber bis rotbrauner Thorax hebt sich von den wesentlich dunkleren Abdomen und Kopf ab. Das Nest wird bevorzugt unter Steinen, aber auch in morschem Totholz angelegt. Die Nestkerne bestehen dabei oft aus einer braunen Kartonstruktur aus verschiedenen organischen Materialien, gemischt mit ausgewürgtem Honigtau. Dieser dient sowohl als Kittsubstanz als auch als Substrat für Pilzhyphen. Diese steifen das Nest zusätzlich aus.
Foto: Trophallaxis: Weitergabe von erbrochener Nahrung von einer Ameise zur anderen
Sie ist bei sozialen Insekten wie zum Beispiel Ameisen besonders hoch entwickelt. Hier speichern Mitglieder einer Kolonie Nahrung in ihrem Kropf, um sie mit anderen Koloniemitgliedern und Larven auszutauschen. So entsteht eine Art "gemeinsamer Magen" (auch sozialer Magen) des Volks.
Sie ernähren sich nektarivor und trophiobotisch von Honigtau, aber auch zoophag, also von anderen Insekten, und von Elaiosomen.
Die Zweifarbige Wegameise kommt auch in Mauerspalten an Hauswänden und im Dachgebälk von Gebäuden vor. Hier wird Lasius emarginatus schädlich. Intaktes (=trockenes) Bauholz wird von ihr praktisch nicht befallen, sondern nur wenn es bereits von Pilzen und xylophagen Nagekäfern angegriffen ist. Sie ist aber stellenweise sogar die dominierende Hausameise. Lasius emarginatus ist ein wichtiger Materialschädling. Bei Gebäude-Befall ist dringender Handlungsbedarf angesagt, da schwerwiegende Schäden an der Bausubstanz meist resultieren.
Paarungsbereite Geschlechtstiere von Lasius emarginatus schwärmen Ende Juni bis Ende August an einem warmen Tag meist zwischen 15.00 und 24.00 Uhr.
Foto: Scharfe Mundwerkzeuge
Diese Ameisenart ist monogyn, d.h., in den Kolonien der Zweifarbigen Wegameise lebt stets nur eine einzige Königin, die zwischen 7 und 9mm lang wird, während die Arbeiterinnen 3 bis 4 mm lang sind. Die Männchen dagegen werden 4 bis 5 mm lang. Die Koloniegründung erfolgt gemäß Myrmekologie (Ameisenkunde) claustral: Eine Ameisenkönigin gründet eine Kolonie neu und selbstständig. Nach der Paarung wirft sie die Flügel ab, vergräbt sich in einer geeigneten Gründungskammer und verschließt diese („Klausur"). Dort legt sie fast asketisch lebend die ersten Eier, aus denen sich dann die Larven, Puppen und später Arbeiterinnen entwickeln.
Foto: Größenvergleich: Königin und Arbeiterinnen
Die anfängliche Gründung kann auch pleometrosal erfolgen. In einer Pleometrose finden sich zwei oder mehr Zweifarbige Wegameisen-Königinnen für die Dauer der Gründungsphase zusammen. Ist die Gründungsphase beendet, endet auch die pleometrosale Phase. Dann wird die Kolonie der Zweifarbigen Wegameise monogyn.
Die Pleometrose erhöht die Überlebenschancen der jungen, eigentlich monogynen, Ameisenart enorm, da mit mehreren Königinnen zu einem frühen Zeitpunkt mehr Arbeiterinnen (die Kolonie versorgend) als bei konkurrierenden Gründerkolonien mit lediglich einer Königin entstehen. Nach der Gründung kann es zu Kämpfen zwischen den Königinnen kommen, Monogynie resultiert dann.
Foto: Königin mit Arbeiterinnen in der Gründungskammer
Bekämpfung: Fassaden- oder Fußbodenöffnungen (hierbei können auch gleich die von den Ameisen angerichteten Gebäudeschäden festgestellt werden) oder Einsatz von verschiedenen substanzschonenden, todbringenden Köder-Gelen oder in schwerwiegenden Fällen mit kaum zu findenden Nestern in Gebäuden: Zeltbegasung von Gebäuden
Foto: Vorbereitung eines Gebäudes zur Zeltbegasung