Wärmeentwesung
Die Wärmeentwesung ist ein Verfahren der Schädlingsbekämpfung. Sie nutzt, dass Käfer, Motten, Milben, Flöhe und Wanzen sowie deren Brut bzw. alle Lebensstadien incl. Eiablagen, bei einer Temperatur ab ca. 43-45°C durch Eiweiß-Gerinnung (Denaturierung) und damit irreversible Zerstörung der körpereigenen Enzyme (=Biokatalysatoren) abgetötet werden. Da Insekten zur Regelung der Körpertemperatur nicht schwitzen, können die meisten Insekten ihre Körpertemperatur kaum regulieren. Sie nehmen stets nahezu die Umgebungstemperatur an. Ihr Überleben ist während einer Wärmeentwesung deshalb direkt von der Umgebungs-, Substrat-oder Materialtemperatur abhängig.
Die Wärmeentwesung wird häufig raumweise in Hotels (z.B. Bettwanzenbekämpfung), Jugendherbergen, aber auch großtechnisch in Getreidemühlen, Lagerhäusern, Bäckereien und Lebensmittel-verarbeitenden Betrieben und Tabaklägern (Tabakkäfer-Bekämpfung) angewendet. Dabei läßt sich der Pestizideinsatz minimieren. Auch dürfen Betriebe, die bio- bzw. ökologische Produkte verarbeiten keine Chemikalien bzw. Begasungsmittel einsetzen.
Foto: Verkrustete Mottengespinste haben die Revisionsöffnungen in einer Mühle verstopft.
Das regelmäßige Monitoring der Schädlingspopulation im Rahmen der Integrierten Schädlingsbekämpfung (IPM) erfordert beim Überschreiten von vorher gesetzten Befallsschwellen gezielte Bekämpfungsmaßnahmen, die manchmal auch das gesamte Gebäude bzw. den gesamten Produktionsbereich einbeziehen müssen. Hierbei stellt die Wärmeentwesung eine Alternative dar.
Foto: Wärmeentwesung einer Mühle mittels Heißluftmaschinen
Foto: Aktive Wärmeverteilung während der Wärmeentwesung im Inneren einer Mühle
Die Erwärmung der Raumluft und damit der Materialien, die die Schädlinge beherbergen, kann dabei entweder erfolgen durch:
- Erwärmung/Erhitzen von Außenluft mittels externer öl- oder gasbeheizter Brenner (Heißluftbehandlung) mit getrennter Rauchgasführung (zur Vermeidung des Eintrags von Abgasen in den Behandlungsraum)
- Erwärmen der Raumluft im Umluftverfahren mittels Elektroöfen
Letzteres Verfahren mit Elektroöfen ist sehr "stromintensiv" und damit wird der hierzu benötigte Starkstrom zu einem Hauptkostenfaktor der Wärmebehandlung.
Foto: Elektroöfen stehen für die Wärmeentwesung bereit
Vor einer Wärmeentwesung sind Wärme- oder Hitze-empfindliche Materialien (wärmesensible Gummidichtungen, Elektronik etc.) aus den Behandlungsräumen zu entfernen. Fenster, Türen und Maueröffnungen- und Durchbrüche, Rohrleitungsdurchführungen, Förderschneckenauslässe, Klimaanlagen- und Lüftungsöffnungen etc. müssen geschlossen werden. Maschinen, Fördersysteme und Rohrleitungen müssen entleert werden. Die Anzahl der einzusetzenden Heißluftmaschinen bzw. der Wärmeentwesungs-Öfen und die Behandlungsdauer werden von der Größe des Behandlungsraumes (Raumvolumen), der Gebäudekonstruktion (Baumaterialien, Lage, Gebäudehöhe), Dichtigkeit (Luftwechselrate), Windstärke und durch die wärmeleitende "Füllmasse" (Infrastruktur, Anlagen und Einrichtungen im Behandlungsraum) und schließlich durch die Temperaturdifferenz zwischen Außen- und Innentemperatur dominiert.
Foto: Ein immenser Starkstromaufwand kann für großvolumige Gebäude für die Wärmeentwesung erforderlich werden
Die Heizaggregate erwärmen die gesamte Raumluft prozessorgesteuert, um die Baumaterialien, Maschinen etc. möglichst zu schonen. Eine Thermostatsteuerung sorgt für eine Zieltemperatur für die gesicherte Schädlingsabtötung, die zwischen mindestens 55°C und maximal 60°C ubiquitär im Behandlungsraum für mindestens 12 Stunden eingehalten werden muß. Damit wird auch in den für Wärme nur erschwert zugänglichen Mauerwerksspalten, Rissen, Maschinen, Kabelschächten und Hohlräumen eine ausreichende Wirkung erreicht. Während der Wärmeentwesung müssen die Temperaturen nicht nur auf der Oberfläche, sondern auch im Baumaterial mit den dort vorhandenen Ritzen und Fugen bzw. in den Rohrleitungen und Maschinen gemessen werden, also dort wo die Schädlinge sitzen. Ein Messen nur der Raumluft-Temperatur ist unzureichend. Durch ein Software gestütztes Mess-System werden die Temperaturen kontrolliert, aufgezeichnet und so dokumentiert.
Foto: Die wärmesensiblen Schädlinge flüchten während einer Wärmeentwesung in unbeheizte Räume und Bereiche und werden dort durch eine "Chemische Spotbehandlung gestellt".
In Außenmauerwerk-Fugen, unter Kanalabdichtungen und in großen Mehlsilos aus Beton etc. und durch Flucht in kältere Bereiche können allerdings Schädlinge überleben, da hier die Hitze nur unzureichend einwirken kann. Deshalb sind hier je nach Zertifizierung zusätzlich Spotbehandlungen mit Insektiziden (z.B. im Sprühverfahren), die Biologische Schädlingsbekämpfung oder Teilbegasungen mit Profume oder Kombinationsbehandlungen im Thermofume®-Verfahren erforderlich.