Feuer und Flamme! DIN 68 800 Sonderverfahren: „Hitze bekämpft Echten Hausschwamm“ - Sanierung des Finanzamtes in Pirna bei Dresden/Sachsen
Im Finanzamt Pirna ist während der Planungs- und Vorbereitungsarbeiten zur Sanierung Echter Hausschwamm-Befall entdeckt worden. Seine fachgerechte Bekämpfung wurde erforderlich. Der Echte Hausschwamm (wissenschaftlicher Name: Serpula lacrimans) ist ein holzzerstörender Gebäudepilz.
Er befällt bevorzugt verbautes Holz und benötigt zum Wachstum ein feuchtes Milieu und ein nicht zu kühles Klima. Er gilt als gefährlichster Gebäudezerstörer. Neben der Substratfeuchtigkeit ("Holzfeuchtigkeit") spielt auch die Temperatur eine große Rolle für sein Pilzwachstum.
Sein Temperatur-Optimum liegt bei ca. 18 bis 22°C, wobei er über 26°C zu wachsen aufhört. Der Echte Hausschwamm kann auch relativ trockenes Holz befallen und Mauerwerk durchwachsen. Oft sind auf ihm Guttationströpfchen ("Wassertröpfchen") zu sehen, weswegen er auch "Tränender Hausschwamm" (lat. Lacrima = die Träne) genannt wird.
Befallene Holzbauteile soweit nicht mehr tragfähig wurden im Finanzamt Pirna zimmermannsmäßig ersetzt. Eine Bekämpfung des Bauholzpilzes im Mauerwerk sollte im vorliegenden Fall möglichst "giftfrei" bzw. "ohne Chemie" erfolgen. Auf den Einsatz von fungiziden Polyboraten und Quartären Ammoniumverbindungen musste bewusst verzichtet werden. Deshalb wurde das befallene Mauerwerk abschnittsweise mit Hilfe von Heißluftmaschinen von Josef Eckert und seinem Team der Binker Materialschutz GmbH unter sachverständiger Sanierungsbegleitung durch Dr.-Ing. Tilo Haustein beheizt, um den Echten Hausschwamm mit seinen Myzelen sofort und sicher im mineralischen Gefüge thermisch abzutöten. Die von Joachim Binker geplante und abschnittsweise durchgeführte Beheizung war erforderlich, um die Abtötungstemperaturen von ca. 55°C tief im Mauerwerk zu erreichen.
Die Wärme wurde mittels ölbeheizter Brenner erzeugt und über Rohr- und Schlauchleitungen sowie über Konvektion den befallenen Bauteilen zugeführt.
Die thermische Abtötung des Echten Hausschwamms im Mauerwerk erforderte umfangreiche Vorbereitungs- und Abdichtarbeiten. Hierzu gehörte u.a. das Abplanen der zu beheizenden Mauerabschnitte mit einer speziellen Thermofolie und das Einbringen von vitalen Hausschwamm-Proben in ins Mauerwerk tief gebohrte und dann verschlossene Löcher (=Depots). Die notwendigen Letaltemperaturen von ca. 55°C wurden mehrere Stunden im Mauerwerk gehalten. Sie wurden mittels Thermosonden im Mauerwerk gemessen und kontrolliert. Die Mess- und Auswertesoftware wurde von unserem Physiker Dr. Georg Fröba programmiert. Die nach der ausreichenden Beheizung entnommenen Hausschwamm-Proben wurden im Labor des IHD ausgewertet. Diese Auswertung bestätigte eine 100%ige Abtötung der Hausschwamm-Myzele in allen Proben.
Jetzt kann die Renovierung und Erweiterung des Finanzamtes Pirna ungehindert weitergehen, so dass die Steuerbescheide wieder pünktlich verschickt werden können!